Finanzplan

Finanzplan für Businessplan & Finanzierungskonzept erstellen: Definition, Aufbau & Vorlage

Von der Einschätzung von Umsätzen bis hin zu Kosten und Rentabilität: Unternehmer stehen häufig vor der Herausforderung einen Finanzplan für Banken oder Investoren zu erstellen. Der vorliegende Artikel dient als Anleitung zur Erstellung von Finanzplänen und zeigt Vorlagen zur Erstellung eines direkten und indirekten Finanzplans.

Zuletzt aktualisiert am von Benedikt Brand

Was ist ein Finanzplan?

Der Finanzplan zeigt die geplante Unternehmensentwicklung in Zahlen und gibt Aufschluss, ob sich ein Investment lohnt sowie ob ein Fortbestand – bei notleidenden Unternehmen – sinnvoll erscheint. Der Finanzplan nimmt somit eine zentrale Stellung in jedem Businessplan ein. Je nach Zweck und Informationsbedarf erfolgt die Erstellung direkt oder indirekt, wobei eine detaillierte auf Monatsbasis erstellte Planrechnung der Ertrags-, Finanz- und Bilanzentwicklung der reinen Erfolgsplanung in Form einer Umsatz- und Aufwandsplanung vorzuziehen ist.

Aufbau: Was muss ein Finanzplan enthalten?

Je nach Adressat und Größe des Unternehmens ist der Finanzplan unterschiedlich detailliert ausgestaltet. Im ersten Schritt ist daher eine Festlegung von Einzelplänen notwendig. Diese setzen sich vor allem aus folgenden Positionen zusammen:

  • Ertrags-, Absatz- und Umsatzplanung
  • Kapazitäts- und Produktionsplanung
  • Wareneinkaufs- und Wareineinsatzplanung
  • Personalkapazitätsplanung
  • Sachaufwandsplanung
  • Abschreibungs- und Investitionsplanung
  • Steuerplanung
  • Planung des Working Capitals (insbesondere Vorräte, Forderungen & Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, Rückstellungen)
  • Kredit- und Kapitaldienstplanung (insbesondere Rahmenentwicklung, Fristigkeiten, Zinsen, Kredittilgungen- und Aufnahmen)
  • Ausschüttungsplanung

Benötigen Sie Unterstützung bei der Erstellung eines direkten oder indirekten Finanzplans oder Finanzierungskonzepts für Investoren / Banken? Nehmen Sie Kontakt auf!

Umsatzplanung

Im Vergleich zu Aufwendungen, stellt die Umsatzplanung Unternehmer vor die größte Herausforderung. Wichtig ist, dass die Geschäftsleitung Umsätze auf Basis von objektiven und realistischen Erwartungen plant. Unrealistische Ziele und durch zu hoch gesetzte Erwartungen können zu sinkender Motivation der Mitarbeiter und verstimmten Financiers (insbesondere Banken und Investoren) führen.

Um Fehler zu vermeiden, ist ein Blick auf historische Daten sowie eine detaillierte Dokumentation der geplanten Maßnahmen notwendig. Beliebte Fehler bei der Erstellung von Umsatzplanungen sind:

  • Mangelnde Einbeziehung von Markttrends und Aktivitäten von Marktbegleitern
  • Unterschätzung von Anlaufzeiten bei der Einführung neuer Produkte
  • Ungenügende Standort- und Preisanalysen sowie Fehler bei Preisgestaltung
  • Veraltete Zuschlagskalkulationen

Grafische Darstellungen helfen bei der Plausibilitätskontrolle. Nachfolgende Grafik zeigt die Zusammensetzung des Umsatzes nach Produktgruppen eines fiktiven Unternehmens im Zeitraum J1 – J5.

Analyse Betriebsleistung

Umsatzabhängige Kosten (variable Kosten)

Umsatz und variable Kosten stehen sinngemäß in engem Zusammenhang. Um die Planungssicherheit zu erhöhen, ist ein Blick auf historische Daten sowie die Analyse der absoluten und relativen Deckungsbeiträge hilfreich. Die variablen Kosten sollten – je nach Größe des Unternehmens – auf Produkt- oder Produktgruppenebene geplant werden. Auch kann das Finanzierungskonzept um eine Break-Even-Point Analyse ergänzt werden.

Beliebte Fehler bei der Planung von variablen Kosten sind:

  • Keine oder fehlerhafte Deckungsbeitragsrechnungen (vor allem bedingt durch mangelhafte Daten)
  • Vernachlässigung von Haft- und Deckungsrücklässen in Kalkulation bei Bauunternehmen
  • keine oder fehlerhafte Zuschlagskalkulationen und verzerrte Deckungsbeitragsquoten
  • Vernachlässigung von Effekten im Zusammenhang mit Skonti

Die nachfolgende Darstellung zeigt die Deckungsbeitragsplanung eines fiktiven Unternehmens im Zeitraum J1 – J5.

Fixkosten: Personal- und Sachaufwandsplanung

Im Vergleich zu Umsatz- und Absatzplanungen ist die Einschätzung über künftig anfallende Personal- und Sachaufwendungen in der Regel leichter zu treffen. Diese können auf Basis historischer Daten analysiert und oftmals fortgeschrieben werden. Nichts desto trotz sollten diese genau geplant und regelmäßig auf Optimierungspotentiale analysiert werden.

Die nachfolgende Darstellung zeigt die Fixaufwandsentwicklung eines fiktiven Unternehmens im Zeitraum J1 – J5.

Analyse Fixaufwendungen

Steuern

Je nach Größe und Erfolg des Unternehmens, müssen auch Steuerbelastungen in der Liquiditätsplanung berücksichtigt werden. In der Praxis sind vor allem die mangelnde Berücksichtigung von bestehenden Verlustvorträgen und die ungenaue Planung von Abschreibungen hervorzuheben.

Im Hinblick auf die Vorbereitung eines Sanierungsverfahrens werden insbesondere die Berücksichtigung von Sanierungsgewinnen gerne vernachlässigt.

Working Capital Planung

Die Erfolgsplanung ist in Form einer Umsatz- und Aufwandsplanung für einen Business Plan oder ein professionelles Finanzierungskonzept vor allem für größere Unternehmen unzureichend. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Planung des Erfolgs keine Aussage über die Liquiditätssituation des Unternehmens zulässt. Daher sind neben den Investitionen, den Veränderungen von Eigen- und Fremdkapital vor allem Working Capital Effekte zu berücksichtigen.

Beliebte Fehler bei der Planung von Working Capital sind:

  • Vernachlässigung von Liquiditätsbindung (bei konstanten Zahlungszielen) durch Aufbau von Forderungen im Zusammenhang mit Umsatzsteigerungen
  • Vernachlässigung von Umsatzsteuereffekten im Zusammenhang mit Veränderungen des Umsatzniveaus sowie Wareneinkaufs
  • Keine oder unrichtig kalkulierte Effekte von Factoring
  • Vernachlässigung von Bestands- und Lagerveränderungen (auch bedingt durch mangelnde Kommunikation zwischen Vertrieb und Einkauf sowie Abstimmungsschwierigkeiten bei Einkaufsprozessen)
  • Keine unterjährigen Abgrenzungen von Urlaubs- und Weihnachtsremunerationen
  • Vernachlässigung von Abgrenzungen im Zusammenhang mit Abgabengläubigern (vor allem Finanzamt und Gebietskrankenkasse)

Investitionsplanung

Besonders bei wachsenden, produzierenden sowie Unternehmen mit veralteten Maschinen sind detaillierte Planungen über zukünftige Investitionen im Finanzplan zu berücksichtigen. Hilfreich bei der Erstellung eines möglichst realistischen Szenarios sind eine genaue Dokumentation des geplanten Investitionsvolumens und der zukünftig zu erwartenden Effekte auf Erfolg sowie Liquidität des Unternehmens.

Auch sollten zukünftige steuerliche Effekte vor allem bedingt durch Abschreibungen und etwaige Finanzierungskosten im Zusammenhang mit der Aufnahme von Krediten berücksichtigt werden.

Veränderung Kredite: Fremdkapital

Als Entscheidungsgrundlage zur Vergaben von Krediten benötigen Banken und Financiers ein professionelles Finanzierungskonzept aus dem ersichtlich ist, dass zukünftige Tilgungen und Zinsen mit hoher Wahrscheinlichkeit rückgeführt werden können. Ist dieses nicht schlüssig oder fehlerhaft, so sinkt das Vertrauen in die Geschäftsleitung und die Bereitschaft dem Unternehmen Liquidität zur Verfügung zu stellen.

Daher sollten Sie einen Bankenspiegel in tabellarischer und grafischer Form erstellen, aus dem die Bankverbindlichkeiten inklusive der Tilgungen klar ersichtlich sind.

Die nachfolgende Darstellung zeigt die geplante Entwicklung von Bankkrediten eines fiktiven Unternehmens nach Kreditinstitut im Zeitraum J1 – J5.

Finanzplan Banken

Veränderung Eigenkapital

Auch die Veränderungen von Eigenkapital sollte in der Finanzplanung detailliert geplant werden. Wird Kapital benötigt, so kann dieses von Eigentümern in Form von Kapitalerhöhungen, Nachschüssen oder auch (nachrangigen) Gesellschafterdarlehen zur Verfügung gestellt werden.

Liquiditätssaldo

Der Saldo aus Einzahlungen und Auszahlungen ergibt den Liquiditätsüberschuss oder -bedarf der jeweiligen Planungsperiode. Dieser zeigt die Veränderung der Höhe der freien Liquidität.
Die dem Unternehmen zur Verfügung stehenden freien Mittel ergeben sich aus der Hinzurechnung der liquiden Mittel und des freien Bankrahmens der Vorperiode.

Weitere Auswertungen und Dokumentation

Je nach Größe des Unternehmens sind zusätzliche Auswertungen notwendig, um Financiers notwendige Informationen zur Verfügung zu stellen sowie die Planung auf Plausibilität zu prüfen. Dazu gehören insbesondere

  • die genaue Dokumentation der Prämissen,
  • die Auflistung von Maßnahmen inklusive der Quantifizierung der Auswirkungen auf Erfolg und Liquidität sowie
  • etwaige Sensitivitätsanalysen

Dokumentation der Prämissen

Besonders Financiers müssen die Planung “auf Herz und Nieren” prüfen und das Risiko der Investition einschätzen. Daher sollten alle Prämissen sorgfältig dokumentiert werden. Eine umfangreiche Dokumentation zeigt außerdem von Professionalität und erleichtert es Außenstehenden die Kreditwürdigkeit einzuschätzen.

Auflistung von Maßnahmen

Sind beispielsweise Umsatzsteigerungen, größere Investitionen oder Kosteneinsparungen geplant, so sollte die Geschäftsleitung eine Übersicht mit geplanten Maßnahmen erstellen und die erwartete Auswirkungen auf Erfolg und Liquidität übersichtlich darstellen.

Beispiel direkter Finanzplan

Nachfolgende Tabelle zeigt einen vereinfachten Aufbau eines direkten Finanzplans.

WJ 2020 WJ 2021
Einzahlungen aus Umsatzerlösen inkl. USt 100 100
+ Einzahlungen aus Altforderungen 20 0
+ Einzahlungen aus Finanzerträgen 10 10
+ Sonstige Einzahlungen (a.o. Erträge) 20 20
= Einzahlungen 150 130
WJ 2020 WJ 2021
Auszahlungen Wareneinkauf -10 -10
+ Auszahlungen Fremdleistungen -10 -10
+ Auszahlungen Personal -10 -10
+ Auszahlungen Sachaufwendungen -10 -10
+ Auszahlungen Investitionen -10 -10
+ Auszahlungen Zinsen -10 -10
+ Auszahlungen Tilgungen -10 -10
+ Auszahlungen Privatentnahmen -10 -10
+ Auszahlungen für bestehende Verbindlichkeiten LuL -10 -10
+ Auszahlungen für bestehende so. Verbindlichkeiten -10 -10
+ Auszahlungen FA (USt. / KöSt.) -10 -10
Summe Auszahlungen -110 -110

Unter Berücksichtigung von der freien Liquidität der Vorperiode (= liquide Mittel + freier Rahmen) ergibt sich der Stand der verfügbaren Liquidität. Steht ein Bankrahmen zur Verfügung, müssen auch etwaige Veränderungen berücksichtigt werden. (im Nachfolgenden Beispiel wird die Ausweitung des Rahmens in Höhe von 10 unterstellt)

AB* WJ 2020 WJ 2021
Veränderung Liquiditätssaldo 40 20
‘+/- Veränderung freier Rahmen 10 0
Veränderung Liquiditätssaldo 100 150 170

* Anfangsbestand der freien Liquidität

Nachfolgende Darstellung zeigt den direkten Finanzplan auf Basis des KFS/BW2 mit geringfügigen Adaptierungen zur besseren Übersichtlichkeit und Darstellung in Finanzierungskonzepten.

Vorlage direkter finanzplan

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Indirekter Finanzplan

Die Praxis zeigt, dass vor allem im Hinblick auf die Erstellung einer integrierten Planung inklusive Planbilanz aufgrund der geringeren Fehleranfälligkeit der indirekte Finanzplan dem direkten vorzuziehen ist.

Nachfolgende Tabelle zeigt beispielhaft den Aufbau eines indirekten Finanzplans.

WJ 2020 WJ 2021
Jahresüberschuss/-fehlbetrag 10 10
+ Abschreibungen 10 10
+/- Veränderung langfristige Rückstellungen 5 5
Steuern vom Einkommen und Ertrag -5 -5
+/- so. unbare Positionen 0 0
= Cash Flow aus dem Ergebnis 20 20
+/- Veränderung Working Capital 10 10
= CF aus der lfd. Geschäftstätigkeit 20 20
Investitionen -5 -5
+/- Veränderung Eigenkapital / Mezzaninkapital 0 0
= Mittelüberschuss/-bedarf 15 15
+/- Veränderung Abstattungskredite -5 -5
+/- Veränderung BMK-Rahmen 0 0
= Veränderung Liquiditätssaldo 10 10

Nachfolgende Darstellung zeigt den indirekten Finanzplan auf Basis des KFS/BW2 mit geringfügigen Adaptierungen zur besseren Übersichtlichkeit und Darstellung in Business Plänen.1)Fachgutachten KFS/BW2

VORLAGE indirekter Finanzplan

Fazit

Der Finanzplan stellt das Herzstück eines jeden Businessplans dar und sollte mit großer Sorgfalt erstellt werden. Je nach Adressat kann der Finanzplan um zusätzliche Informationen wie Prämissen, Maßnahmen und Szenariorechnungen ergänzt werden.

Wichtig: Sollten Sie für externe Kapitalgeber einen Businessplan oder Finanzierungskonzept erstellen, ist die Aufrechterhaltung des Vertrauens in die Geschäftsleitung von höchster Priorität. Werden Erwartungen und Messlatten in Form von ambitionierten Planungen zu hoch gesetzt, kann dies von demotivierten Mitarbeitern über (z.T. herben) Enttäuschungen der Stakeholder bis hin Vertrauensverlusten in die Geschäftsleitung führen. Besonders im Hinblick auf notleidende Unternehmen kann dies der Startschuss für die Hinzuziehung von externen Beratern sein oder – bei gravierenden Vertrauensverlusten – den Wechsel der Geschäftsleitung bedeuten.

Häufige Fragen

Sie haben Fragen zu Finanzplänen oder benötigen ein Finanzierungskonzept? Treten Sie in Kontakt.

Nachfolgender Abschnitt dient der Beantwortung von oft gestellten Fragen:

Was ist der Zweck eines Finanzplans?

Zusammen mit den Informationen, die der Jahresabschluss liefert, soll ein Finanzplan eine bessere Beurteilung des Unternehmens hinsichtlich

  • seiner Fähigkeit, Zahlungsüberschüsse zu erwirtschaften,
  • seiner Fähigkeit, die Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen und das Eigenkapital zu bedienen,
  • der Auswirkungen von lnvestitions- und Finanzierungsvorgängen auf die Finanzlage sowie
  • der Gründe für die Divergenz zwischen Jahresergebnis und Netto-Geldfluss aus laufender Geschäftstätigkeit

ermöglichen. 2)KFS/BW2 Seite 3f.

Wer kann bei der Erstellung eines Finanzplans unterstützen?

Sollten Sie bei der Erstellung eines Finanzplans Unterstützung benötigen, so ist grundsätzlich Ihr Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer der erste Ansprechpartner. Auch spezialisierte Unternehmensberater helfen gerne weiter. Bei Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Wie erstelle ich einen Finanzplanung für eine Fortbestehensprognose?

Grundsätzlich ist die Nutzung der hier angeführten Vorlagen für die Erstellung einer Fortbestehensprognose geeignet. Um alle Kriterien zu erfüllen und etwaige zivil- und strafrechtliche Konsequenzen zu vermeiden, sollten Sie jedoch unbedingt einen spezialisierten Berater hinzuziehen sowie sich an den Leitfaden Fortbestehensprognose halten. Sollten Sie Fragen haben, stehen wir gerne zur Verfügung.

Zahlreiche kleine & mittelständische Unternehmen vertrauen mit gutem Grund bei Finanzplanungen auf Excel. Die breite Anwendung, die vergleichsweise einfache Handhabung sowie zahlreiche im Laufe der Zeit entstandene Planungsvorlagen sind nur einige von vielen Vorteilen. Excel weist allerdings eine Reihe von zum Teil gravierenden Nachteilen auf, welche die Finanzplanung besonders für Konzerne erheblich erschweren. Erfahren Sie mehr über integrierte Finanzplanungen mit einer Softwarelösung (hier IBM Planning Analytics).

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